Gold – Die Antwort auf negative Realzinsen

Deutsche Anleger sind bekannt für ihre geringe Risikobereitschaft. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank hat in den vergangenen Jahren zwar den drohenden Zusammenbruch des Bankensystems und der Gemeinschaftswährung Euro verhindert, bei deutschen Sparern hat dies allerdings zu einem erheblichen Anlagenotstand geführt.

Die Zeiten haben sich geändert

„Früher war alles besser“ – diese weit verbreitete Floskel trifft auf die aktuellen Probleme der Sparer zweifellos zu. In den 80er- und 90er-Jahren war es nämlich ganz normal, dass die Renditen von Triple-A-Staatsanleihen höher ausfielen als die Inflationsraten. Damals herrschte somit eine Phase positiver Realzinsen. Wer fleißig sparte und dem Staat sein sauer verdientes Geld überließ, durfte sich dank der erfolgten Zinszahlungen und nach der Tilgung der Anleihen – bereinigt um die Inflation – über ein gewachsenes Geldvermögen freuen. Nach diversen Finanzkrisen hat sich diese Situation mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. Weil zur Krisenbewältigung vor allem in Europa, Japan und den USA immense Rettungsaktionen auf Pump finanziert wurden, mussten die Notenbanken die Zinsen massiv senken und zudem hochvolumige Kaufprogramme für Staatsanleihen ins Leben rufen. Dies hat dazu geführt, dass die mit Staatsanleihen bester Bonität erzielbaren Renditen häufig geringer ausfallen als die Preisinflation. In solchen Phasen spricht man von negativen Realzinsen – nicht zu verwechseln mit Negativzinsen.

Hierzulande kam es in besonders labilen Marktphasen sogar zu der kuriosen Situation, dass Anleger vom Staat für das Überlassen ihres Kapitals keine Zinsen verlangten, sondern eine kleine Prämie zahlten. Laut Finanzagentur führte zum Beispiel eine im Juni 2012 durchgeführte Auktion zweijähriger Bundesschatzanweisungen zu einem Effektivzins von minus 0,06 Prozent. Dies bedeutete: Der deutsche Staat verdiente mit der mittelfristigen Schuldenaufnahme sogar Geld, anstatt hierfür einen angemessenen Zins zu entrichten. Aus ökonomischer Sicht wird in Phasen negativer Realzinsen stets das Vermögen von Sparern vernichtet. Vereinfacht ausgedrückt lässt sich dies auf folgenden Nenner bringen: Sparer verlieren und Schuldner profitieren.

Programmierte Milliardenvernichtung

Vor einem Jahr versuchte die Dekabank, das Ausmaß dieser Vermögensvernichtung bzw. -umverteilung zu ermitteln. Weil Daten über tatsächlich erwirtschaftete Renditen fehlten, musste mit Annahmen gearbeitet werden. Ergebnis: Damals fand Vermögensminderung vor allem bei Bargeld und Sichteinlagen (Giro- und Tagesgeldkonten) statt. Summa summarum kam man für 2013 auf einen Wert von 10,9 Milliarden Euro pro Jahr, was 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprach. Doch je länger die Fast-Nullzinsphase andauert, desto kostspieliger wird es für traditionelle Sparer. Anleihen mit höheren Zinskupons laufen nämlich sukzessive aus, sodass mittlerweile auch bei Termingeldern ein realer Vermögensverlust stattfindet. Nach zehn Jahren Nullzinspolitik wird die Rechnung für deutsche Sparer deutlich negativer ausfallen. Die Schätzung der Dekabank für dieses Szenario erhöhte sich auf Vermögensverluste in Höhe von 58,1 Milliarden Euro pro Jahr bzw. 2,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Trotz alledem konnten die Dekabanker diesem Umstand auch Positives abgewinnen: Da der deutsche Staat von dieser Umverteilung am meisten profitiert, rechnen die Experten mit einem schneller als allgemein erwarteten Rückgang der Schuldenstandsquote. Heute geht zum Beispiel Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble davon aus, dass der Bundeshaushalt 2015 – erstmals seit 1969 – ohne die Aufnahme neuer Schulden auskommen wird.

Gold: Ein weiterer Nutznießer negativer Realzinsen

Für Ronald Stöferle, Partner und Investment-Manager bei der Incrementum Liechtenstein, gibt es aber neben dem Staat noch einen weiteren Profiteur: Gold. Er meint nämlich: „Genau diese negativen Realzinsen sind ein starkes Argument für das gelbe Edelmetall, weil bei stark positiven Realzinsen die Opportunitätskosten für Gold, die sich aus dem Verzicht auf Zinseinnahmen ergeben, relativ hoch ausfallen würden.“ In diesem Fall stünden dann die anderen Anlagealternativen attraktiver da als Gold. Stöferle merkt weiter an: „Ein solches Szenario herrschte zum Beispiel in den 80er- und 90er-Jahren und bekam dem gelben Edelmetall gar nicht gut.“ In der von ihm verfassten, jährlich erscheinenden Studie „In Gold we trust“ belegte er diesen Sachverhalt mit einer umfangreichen Datensammlung (siehe Grafik). Für den Fondsmanager und Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie sind angesichts der exorbitant hohen Schuldenberge stark positive Realzinsen derzeit nur schwer vorstellbar. Er stellte klar: „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass wir in den kommenden Monaten bzw. Jahren deutlich positive Realzinsen sehen werden.“

Schulden weginflationieren

Die Europäische Zentralbank gibt seit Jahren bei der Inflation einen Zielwert von knapp unter zwei Prozent vor. Das Ziel liegt auf der Hand: In Kombination mit Zinsen nahe null Prozent sollen Schulden von der Inflation „aufgefressen“ werden. Für einen Staat wäre dieses Szenario besonders vorteilhaft, wenn seine Steuereinnahmen dank einer robusten Konjunktur ebenfalls zulegen. Angesichts einer Februar-Inflationsrate in Höhe von lediglich 0,7 Prozent sorgte man sich in der Eurozone zuletzt aber auch um das Schreckgespenst Deflation. In solchen Phasen geht es mit der Konsumlaune, dem Wirtschaftswachstum und damit auch mit den Steuereinnahmen deutlich bergab. Das Verhindern einer Deflation hat daher für Politiker und Notenbanker höchste Priorität, schließlich gilt das Weginflationieren von Schulden als der wahrscheinlich „schmerzärmste“ Weg, falls er in geordneten Bahnen verlaufen sollte. Ob er erfolgreich ans Ziel führen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Die bislang ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen haben mittlerweile den Charakter eines großen Experiments von historischem Ausmaß angenommen, Erfahrungswerte hat man damit keine. Gold überzeugt hingegen seit Jahrhunderten durch seinen werterhaltenden Charakter. Wertlos war das gelbe Edelmetall im Gegensatz zu manchem Wertpapier oder manch einer Geldwährung noch nie. Angesichts der nach wie vor vorhandenen Systemrisiken ist es alles andere als ein Auslaufmodell zeitgemäßer Geldanlage. Und dank der Kooperation zwischen pro aurum und der Volksbank Löbau-Zittau kann man via Goldsparplan sogar der Tugend „Sparen“ neuen Glanz verleihen.

Quelle: pro aurum Das Magazin

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